Pressemeldung des FITUG e.V. zu Internet-Sperren

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Pünktlich zum Beschluss der Bundesregierung, ein Gesetz für die Einführung von Internet-Sperren einzuführen, gibt es eine Pressemeldung vom Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft e.V. (FITUG) zu diesem Thema: FITUG-Pressemeldung-Internet-Sperren.pdf

Siehe auch: Alle Artikel aus der Kategorie Internet-Sperren

 

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Zu der Forderung von Internet-Sperren zur Bekämpfung von Kinderpornographie erklärt Vorstandsmitglied Alvar C.H. Freude für den FITUG e.V.:

„Sexueller Missbrauch von Kindern und die Verbreitung von Kinderpornographie müssen konsequent verfolgt werden. Internet-Sperren sehen auf den ersten Blick sinnvoll aus, sind in diesem Zusammenhang aber nicht nur wirkungslos, sondern kontraproduktiv. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen erinnert mich mit ihren Sperr-Vorhaben an meine zweijährige Tochter: Sie hält sich die Augen zu, und schon ist für sie die Welt außen herum verschwunden.

Aus anderen Ländern mit Internet-Sperren gegen Kinderpornographie ist bekannt, dass fast alle gesperrten Seiten aus USA, Kanada, Australien und Europa einschließlich Deutschland kommen. Die Bundesregierung muss sich fragen, wieso auf einschlägigen Sperrlisten dutzende Webseiten aufgelistet sind, deren Server in Deutschland stehen. Warum werden diese Webseiten nicht vom Netz genommen, wenn sie illegales Material verbreiten? Oder verbreiten sie gar kein illegales Material – und werden somit zu Unrecht gesperrt?

In der Mehrheit enthalten die Sperr-Listen keine Webseiten mit illegaler Kinderpornographie. Zudem entfernen die Hosting-Provider nach entsprechenden Hinweisen tatsächliche kinderpornographische Inhalte in der Regel schneller, als aktualisierte Filter-Listen verteilt werden.   

Letztendlich geht es nicht um Kinderpornographie. Es geht um die Etablierung eines umfangreichen Filter-Systems für beliebige Inhalte. Weitergehende Sperren wurden schon ins Gespräch gebracht, beispielsweise für (vermeintliche und tatsächliche) Urheberrechtsverletzungen, ausländische Anbieter von Online-Glücksspiel, islamistische Propaganda, jugendgefährdende Inhalte sowie Verletzungen von Marken- und Persönlichkeitsrechten. Die Vergangenheit zeigt, dass das Missbrauchspotential nicht nur groß ist sondern auch genutzt wird. Kinderpornographie wird als Vorwand benutzt, um Filtersysteme politisch durchzusetzen.

In Deutschland hat aus gutem Grund die Rezipientenfreiheit Verfassungsrang (Artikel 5 Absatz 1 Grundgesetz). Dies bedeutet, dass sich jeder aus allen öffentlichen Quellen ungehindert unterrichten darf. Wir dürfen Grundrechte nicht aufgeben für ein bisschen Wahlkampfgetöse und unwirksame Sperren gegen Webseiten, die den Straftatbestand der Kinderpornografie in den meisten Fällen nicht erfüllen – wie die Erfahrung mit den Sperrlisten betroffener Länder zeigt.

Kinderpornographie wird – sei es zum privaten Tausch oder aus kommerziellen Gründen – hauptsächlich im Geheimen und über andere Dienste als das World Wide Web verbreitet. Die Verbreitung findet vornehmlich außerhalb von (einfach) sperrbaren Transportwegen statt. Der Betrieb eines sperrbaren Webservers ist für die Anbieter viel zu gefährlich, da ein solcher mit einfachen Mitteln schnell aufgespürt und abgeschaltet werden kann.

Eine Sperre kann auch von technisch nicht versierten Nutzern leicht umgangen werden, aber ein abgeschalteter Server kann keine Inhalte mehr verbreiten. Daher müssen die Ermittlungsbehörden mit mehr kompetentem Personal ausgestattet und die Verfolgung der Täter intensiviert werden. Der FITUG e.V. fordert die Bundesregierung auf: Verfolgen Sie die Täter, nicht das Internet!“

 

Die komplette Version mit Hintergrundinformationen, bunten Grafiken und so weiter gibt es als PDF: FITUG-Pressemeldung-Internet-Sperren.pdf

 

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5 Kommentare

Es wäre sehr praktisch wenn es das auch in HTML gäbe.
Auf der fitug.de Site finde ich es auch nicht. Kommt das noch?

Oben ist der Haupt-Teil ja als HTML vorhanden. Auf der FITUG-Seite wird das auch erscheinen, dauert aber noch ein wenig.

Ansonsten kann ich bei Bedarf natürlich alles was gebraucht wird bereit stellen.

Hallo ihr Lieben, so bei uns in Deutschland ist es jetzt soweit:

Nach dem Geniestreich "Link-Gesetz" das einem das hosten von Webseiten bzw. Bloggs und er gleichen unmöglich macht
(zu mindest dann wenn man kein masoschist ist), da man sogar dann verknackt wird wenn man auf eine Seite verlinkt
die wiederum auf eine andere Seite verlinkt usw. bis man irgendwann auf einer Seite ankommt auf der angeblich
Kinderpornographie zufinden ist (siehe Urteil zu indirekten Links), gibt es jetzt Bannlisten bzw. Sperrlisten
für Seiten die im Verdacht stehen Kinderpornographie zu hosten (direkt oder indirekt).

Das Internet 2 was die Musikindustrie so grene hätte, lässt grüssen!
Wenn das nicht gestoppt wird brauchen wir womöglich alle Picadae oder Proxi-Server um allein schon die Tageszeigung
zu lesen. Irgendwie erinnert mich das an chinesische Verhältnisse siehe: Picadae.

Kann man wenn man will alles hier nachlesen:
(Solang es noch nicht geblockt ist! Scherz bei seite...)
http://www.gulli.com/news/internet-sperren-sperrlisten-2009-03-02/
http://www.gulli.com/news/wikileaks-stellungnahme-zu-2009-03-30/
http://www.gulli.com/news/wikileaks-domain-besitzer-2009-03-25/
Der Hammer schlecht hin: http://www.gulli.com/news/wikileaks-urteil-zu-indirekten-2009-03-31/

Zuerst nahmen sie uns praktisch das Recht der freihen Meinungsäußerung da das hosten von Seiten oder Bloggs usw.
durch das Gesetz/Urteil zu indirekten Links praktisch unmöglich wird und jezt können sie (in diesem Fall das BKA)
durch Zensur unsere Meinungsbildung bestimmen. Anscheinend entziehen sich die Sperlisten jeglicher öffentlichen
Kontrolle und sind somit geheim.

... Hurra das ist Deutschland ... und nicht vergessen: Du bist Deutschland!

Wer erstens Anonym und zweitens SPERLISTEN bzw. ZENSURFREI servern will der sollte unbedingt
TOR - Herunterladen und nutzen und ggf. auch unterstützen in dem man eigene Tor-Onion-Server auf macht.
Tor gibt es für Linux, Windows und Mac und ist natürlich kostenlos außerdem ist es
wie es sich für nicht-kapitalistische bzw. Non-Profit Organisationen gehört: OPEN SOURCE!
Torify yourself NOW! http://www.torproject.org/index.html.de

Freie Meinungsäußerung hat noch keinem Staat gepasst, und
auch noch nie der Wirtschaft/Industrie, ja nichtmal den Bürgern
selbst, Biedermännern schlechthin.

Habe da eben was interessantes gefunden, wo steht das die
Masse dumm ist auch und dumm gehalten wird. Dort steht sehr
offen, mit Wut im Bauch sozusagen, wo es überall Zensur gibt,
und weiterführende Hyperlinks gleich dazu. Lohnt sich
anzugucken, da es EINFACH formuliert ist:

http://zensur.beepworld.de/

-------

Alleine schon auf die Idee zu kommen, einfach mal Stopp-Seiten vor irgendwelche (vermeitlich kinderpornographische) Websites zu schalten, halte ich für höchst bedenklich ... Die Bundesregierung sollte lieber mal mehr gegen die eigentlichen Websites, Quellen, Urheber und Ringe besagter Inhalte vorgehen, anstatt das einfach nur mit einer simplen Stopp-Seite vor der breiten Masse und Öffentlichkeit zu verstecken. So wird die Kinderpornographie nämlich nicht bekämpft und kann ungehindert weitagieren ... Da muss man sich doch wirklich fragen, wer da im Bundestag sitzt, dass er das selbst durch Erläuterungen durch Experten nicht verstehen kann ...

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Alvar Freude vom 25.03.09 10:55.

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