Passend zu der Darstellung, dass die (vermeintlichen) Kinderporno-Webseiten aus den USA und Westeuropa stammen, geht Udo Vetter heute der Frage nach, ob es eine „Kinderpornoindustrie“ gibt. Als Anwalt für Strafrecht betreut er auch viele Fälle, in denen es um Kinderpornographie geht.
Demnach hat keiner seiner aktuellen Mandanten für Kinderpornographie Geld bezahlt:
Lassen wir aber jene beiseite, die unschuldig verdächtigt werden. Nehmen wir nur die Internetnutzer, bei denen tatsächlich Kinderpornos auf Datenträgern gefunden werden. Keiner, ich wiederhole, keiner der in den letzten anderthalb Jahren dazu gekommenen Mandanten hat auch nur einen Cent für das Material bezahlt.
[...]
Kein einziger jedoch hat seine Tauschpartner bezahlt. Und diese Tauschpartner haben auch nichts verlangt. Selbstverständlich wertet die Polizei in den allermeisten Fällen auch aus, woher die Dateien kamen. Bezahlseiten sind nicht darunter. Auch verdächtige Überweisungen etc. werden nicht festgestellt.
Wie kommen denn nun die in den Medien immer wieder aufgestellten Behauptungen zustande, dass es sich um einen Millionen- oder gar Milliardenmarkt handelt?
Nun, in den Pressematerialien aus dem Familienministerium heisst es dazu:
Aus einem Bericht [...] geht hervor, dass über im Zusammenhang mit kinderpornografischen Websites identifizierte Konten in einer Woche 1,3 Mio. US-Dollar liefen.
Es gibt also Konten, die im Zusammenhang mit kinderpornographischen Websites gesehen werden. Und in einer Woche liefen über diese Konten 1,3 Millionen US-Dollar. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass in einer Woche 1,3 Millionen US-Dollar Umsatz mit Kinderpornographie gemacht wurde. Die 1,3 Millionen können auch durch ganz andere Transaktionen erreicht werden.
Auch beim Innenministerium hört sich das ähnlich an (aus einer Antwort auf eine Anfrage eines Kollegen):
In einem Ermittlungsverfahren gegen Betreiber eines elektronischen Zahlungssystems zur Abwicklung von Zahlungen im Zusammenhang mit mehreren hundert kinderpornografischen Webseiten konnte ein jährlicher Gewinn von über vier Millionen US-Dollar festgestellt werden.
Auch hier wird nicht gesagt, dass Kinderpornographie vier Millionen US-Dollar Gewinn pro Jahr ermöglichte. Eine Firma, über deren Zahlungssysteme auch Kinderpornographie bezahlt wurde, hat insgesamt vier Millionen US-Dollar Gewinn gemacht.
Letztendlich ist nur eines glaubhaft: Ein Urteil von einem Gericht, das entsprechende Summen überprüft und bestätigt hat.
Man wäre doch vermutlich richtig beunruhigt, wenn die Politiker nicht jeden Tag versuchen würden, uns plump anzulügen. Bei einem Teil des Publikums funktioniert das doch auch. Denn wieso wäre sonst die Wahlbeteiligung noch so hoch?
hm... ich frag mal anders rum...
glaubt ihr ernsthaft damit wird kein oder wenig geld verdient... irgendwer muss den dreck produzieren was dann später meinetwegen auch nur getauscht wird... fakt ist, die produzenten machen das aus reiner gewinnabsicht... und ob damit nun 10, 100 oder milliarden verdient werden... jeder der konsumenten stellt nachfrage her egal ob er kauft oder tauscht.. und verantwortet somit den markt dafür.... und nur deshalb wird dieser dreck auch produziert... und nur deshalb werden diese kinder vergewaltigt..
und dabei ist es völlig egal ob sich eine familienministerin profilieren will oder nicht...
in den worten von southpark: "kann nicht mal einer an die kinder denken"
Peter, nur weil man sich etwas nicht anders vorstellen kann, ist es noch lange nicht wahr. Gewinnabsicht ist die Ausnahme und nur wenige zahlen Geld. Warum auch, wenn man es in der Tauschbörse nebenan einfacher, kostenlos und ohne Angabe der Kreditkartennummer bekommen kann?
Viele Menschen stellen sich vor, es gibt da skrupellose Geschäftemacher, die regelrecht Kinder von der Straße klauen, ins Filmstudio schleppen und dort vor laufender Kamera vergewaltigen. Dies entspricht nicht den Tatsachen! Die Täter sind in den meisten Fällen Familenangehörige (Väter!) oder Bekannte/Verwandte, die entsprechendes Material produzieren und zum Tausch anbieten.
Produziert wird Kinderpornografie wohl zum grössten Teil von den Kinderschändern selbst. Und ein (eher kleiner) Teil davon wird über freies p2p verteilt. Das meiste aber, weil es in fast allen Ländern unter Strafgesetz fällt, doch in geschlossenen Netzwerken, für die man wohl meist zahlen muss. Wie kommt es denn sonst, dass immer wieder so viele Leute über ihre Kreditkarten ausfindig gemacht werden, wenn so ein Netzwerk mal auffliegt?
Dass aber ein Anwalt, der solche Leute vertritt, das Gegenteil behauptet, braucht ja wohl niemanden zu wundern. Seine (legitime) Aufgabe ist ja, seine Klienten frei zu bekommen