Was ist die richtige Argumentationslinie gegen Internet-Sperren?

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Wer gegen Internet-Sperren und Internet-Zensur argumentieren will, muss sich die Argumentation der Befürworter anschauen. Vor allem die Argumentation der Haupt-Befürworterin Ursula von der Leyen.

Am Beispiel Ihrer Rede in Wedel kann man sich das anschauen: Teil 1, Teil 2. Eine sehr gute und lesenswerte Zusammenfassung hat Malte Hübner geschrieben:

„Dann kommen sie Schlag auf Schlag, die jungen, vergewaltigten Kinder (die alte Dame hält sich erschrocken den Mund zu), der Millionenmarkt mit seinen Drahtziehern (die alte Dame hält sich die Ohren zu), die ahnungslosen Surfer, die von kinderpornografischem Material angefixt werden (die alte Dame schließt die Augen) und immer wieder: die armen Kinder (die alte Dame weint).

[...]

Hätte ich heute zum ersten Mal vom Zugangserschwerungsgesetz gehört — ich hätte es glatt für eine gute Sache gehalten. Vielleicht hätte ich sogar applaudiert und geweint.

Sie steht dort oben und erzählt und lügt. Wenig von dem, das sie über die Kinderpornografie erzählt, entspricht nur annähernd der Wahrheit.“

Wie soll man dagegen argumentieren? In letzter Zeit wurde der Ruf lauter: wir müssen mehr gegen Zensur kämpfen und gegen Zensur argumentieren und dürfen keine besseren Kinderschützer werden. Aber kommt man so gegen die Argumente von der Leyens an?

Ich denke, je nach Kontext muss die richtige Argumentation gewählt werden. Die per se richtige Argumentation gibt es nicht. Bei Büssow war der Schwerpunkt immer bei der Zensur und der Rezipientenfreiheit. Aber von der Leyen muss man ganz klar vorwerfen was sie macht: sie missbraucht die missbrauchten Kinder ein zweites mal, nur um dem BKA seine feuchten Träume der Internet-Zensur-Infrastruktur zu ermöglichen. Mein Kommentar zu ihrer Demagogie:

 

Frau von der Leyen, Sie sind diejenige, die nichts gegen all das unternimmt. Die Entfernung der Bilder ist möglich. Weltweit. Das wurde bewiesen. Banken schaffen das innerhalb von 4 Stunden bei Betrugs-Seiten. Und Sie wollen das beim Kindesmissbrauch nicht versuchen? Ich habe bewiesen, dass es geht, aber Sie interessiert das offensichtlich nicht! Ich wette, Sie können mir keine einzige Webseite nennen, bei der eine Entfernung nicht möglich ist.

Sie dulden weiter die Verbreitung, anstatt die Täter zu verfolgen. Sie verstecken nur, anstatt dagegen vorzugehen. Sie geben den Tätern Hinweise, dass sie bald entdeckt werden könnten. Sie schützen die Täter, verhöhnen die Opfer und missbrauchen sie ein zweites mal - nur um dem BKA den Traum der Inhalts-Kontrolle im Internet zu erlauben. Pfui Teufel, schämen Sie sich!

 

 

11 Kommentare

Folgt man deiner Argumentation und Frau von der Leyen missbraucht die Opfer ein zweites mal - was ich auch so sehe - dann ist das was sie in Wedel (und andernorts) getan hat: "Kindesmissbrauch vor laufender Kamera", wie sie es selbst immer so tollpatschig formuliert.

Die Zusammenfassung von Malte Hübner enthält doch überhaupt nichts über vdLs Argumentation. Man kann vielleicht erahnen, wie professionell sie rhetorisch unterwegs ist.

vdL hat den Vorwurf, sie würde die Täter nicht verfolgen, schon längst entkräftet: Das geschähe nur, wenn man die "Seiten" anders nicht weg bekäme, bzw sei ein Baustein in der Bekämpfung von "Kinderpornografie".

Man kann sie auf diesem Feld noch so gut konstruiert angreifen, was hängen bleibt ist: sie tut was gegen Kindesmissbrauch, andere wollen sie dabei behindern.

vdL erzählt den Leuten eine aufregende Geschichte, sie erzählt ihrem Publikum, was es hören will: Alles ist in Gefahr, aber sie kümmert sich darum. Meiner Ansicht nach ist es besser, das Publikum zur Reflexion über die eigene Erwartungshaltung anzuregen als vdL direkt anzugreifen. vdL nutzt nur eine weit verbreitete Furcht aus. Man muss den Ängstlichen klar machen, dass diese Furcht unverhältnismäßig ist.

Zwar ist Furcht auch ein Grundpfeiler des konservativen Weltbildes, aber so krass wie wir es momentan erleben muss es nun wirklich nicht sein.

Hallo Dragan,

kannst Du das mal als Beispiel Wortbeitrag formulieren? Bin noch nicht sicher ob ich Dich richtig verstanden habe.

Was glaube ich nicht funktioniert ist gegen den "Massenmarkt" anzureden.

Mein Hauptargument wären eher noch die nicht funktionierenden Internet-Sperren in Skandinavien, hier würde ich rhetorisch fragen wie es sein kann das auf diesen Listen Server in Deutschland stehen und die Mehrzahl der Server in Ländern in denen eine Strafverfolgung ohne Schwierigkeiten möglich ist.

Wir bekommen die nächsten Tage und Wochen hier in Bayern und BaWue jede Menge Offline-Gelegenheiten :-D

Bye
Frank

Das der Kampf gegen dieses unsägliche und nutzlose Gesetz größtenteils offline auszutragen ist, ist sicher klar.

Das wir dabei von einer Argumentation, gefüllt mit Fachbegriffen, wegmüssen um auch die "Offliner" zu erreichen, sicher auch.

Selbstverständlich bin ich absolut dagegen ähnliche Rethoriken anzuwenden wie vdLeyen.
Aber man muss sich dann doch Gedanken machen, wie man diese dann doch recht komplizierte Problematik "unters Volk" bringen kann.

In meinem "offline"-Umfeld klappte es ganz gut damit, den Menschen die Absichten vdLeyens, nämlich mit mißbrauchten Kindern schlicht Wahlkampf zu betreiben ohne wirklich was dagegen zu tun, näher zu erläutern.
Auch war es hilfreich die Umstände, wie Meinungen von Experten ignoriert, Lügen und Halbwahrheiten verbreitet und sehr schnell auch als diese entlarvt wurden, ect. offen zu legen.
Den Beweis von den regierenden Parteien (wieder einmal) belogen und als "dummes Wahlvieh" benutzt zu werden, verstanden dann auch welche, die von der Thematik an sich nun wirklich noch nie gehört hatten.

Meiner Meinung nach muss man in einer Offline-Diskussion, in der die Hälfte sicher nach kurzer Zeit den Zusammenhängen von DNS, ect. nicht mehr folgen könnte, die Vorgehensweise der Bundesfamilienministerin in den Vordergrund stellen.
Beweise dazu hat sie ja am laufenden Band dazu schon geliefert.

Das Problem ist, dass bestimmt 90% der Bevölkerung noch nie was von den Sperren gehört haben bzw. sich nicht dafür interessieren. Höchstens mal "da tut jemand was für die Kinder" und der Tauss und die Piraten, das sind ja sowieso alles Pädophile...

Vielleicht sollte man den Leuten mal erklären, dass es gar nicht um Kipo geht. Sondern dass das BKA schon seit langem die Kontrolle über das Internet gewinnen will, und dass Kipo nur vorgeschoben ist, um endlich die technischen Voraussetzungen für Sperren aller Art zu schaffen. Und dass der Millionenmarkt nicht in der Verbreitung von Kipo besteht, sondern denen zugute kommt, die ihre Hard- und Software für die Einrichtung der Sperren verkaufen. Und dass die befreundete Politiker haben, die immer "die armen Kinder schützen" wollen...

Hallo Jungs und (vielleicht auch) Mädels, es hat so keinen Zweck. Frau von der Leyen besitzt eine starke Lobby, die sie gnadenlos für ihren persönlichen Vorteil ausreizt. Sie braucht doch nur mit dem Finger zu schnippen und die komplette (relevante) Presse sowie TV- Journalisten stehen Schlange, um ihre Lügenkampagne verbreiten zu dürfen. Es geht dabei um Geld, um Auflage um Einschaltquoten. Wenn dann so ein IT- Nerd daher kommt, der sie entlarven möchte, interessiert das lediglich wieder andere IT- Nerds, aber nicht die Medienmacher. Macht mal den Test! Schreibt mal die gängigen TV- Magazine und Printmedien an und fragt mal nach, ob Interesse an einer beispiellosen Lügenpropaganda der Zensursula bestünde...
Ich hab's schon versucht und wenn ich dann höflicherweise noch eine schriftliche Absage erhielt, war dies die Ausnahme. In der Offline- Welt haben wir keine Chance...

Wir unterstützen die Junge Union gegen jede Form von Zensur!
http://bit.ly/4FgIbK

@ Thomas Brück:

Nun, nur resignieren ist sicher auch keine Alternative.

Auch Uschi v. d. Leyen kommt nicht immer durch!
Manchmal müssen auch Vertreter der katholischen Kirche ran, um etwas verbieten zu lassen:

http://netzpolitik.org/2009/martin-zensiert/#comments

Halleluja!!


Die CDU schützt mit diesem Gesetz Kinderschänder, indem es sie vorab über Ermittlungen informiert.
Das größte Täterschutzprogramm in diesem Bereich.
Auf jedem anderen Weg heißt sowas Strafvereitelung im Amt.

So klar und einfach muss man es ausdrücken.

Gut gemeint ist immer das Gegenteil von gut gemacht. Wenn man denn noch davon ausgehen kann, dass das überhaupt gut gemeint war...

Und Frau Leyen grinst frech daneben....

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