Niedersächsische Inkompetenz

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Was ist schlimmer als Inkompetenz?

Aktionismus zusammen mit Inkompetenz.

Jüngst forderte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann, dass alle Internet-Nutzer dazu verpflichtet werden sollen, lokale Internet-Filter gegen Kinderpornographie zu installieren. Dass dies vollkommener Quatsch ist, brauche ich hier nicht weiter auszuführen, das wurde an anderer Stelle sogar für Menschen, die keine Computer nutzen, verständlich erklärt.

Die Frage ist eher, welche Art von vermeintlichen „Experten“ denn im niedersächsichen Innenministerium zu arbeiten. Sind die entweder fachlich inkompetent sind oder trauen sich nicht, ihrem Innenminister zu sagen, dass seine Idee vollkommener Blödsinn ist? Oder gibt es diese Experten gar nicht und der Minister hat nur phantasiert?

Eine mögliche Antwort könnte dieses Linkedin-Profil bzw. dieses XING-Profil mit den Links zur Firmen-Webseite bzw. zur privaten Homepage sein. Stand 18. Dezember 2008 leiten die auf ganz aufschlußreiche Webseiten weiter …

 

Die nächste große Frage, die sich hier (wie auch bei Ursula von der Leyen) stellt: wie kommt Schünemann auf die Idee, dass es denn überhaupt massenweise sperrbare, also offen sichtbare und dauerhaft an gleicher Stelle verfügbare Kinderpornographie im Internet gebe? Das gibt es schlicht nicht, Details dazu kommen demnächst.

Und selbst wenn es die gäbe frage ich mich, warum ein Innenminister – also für Sicherheit und Ordnung zuständig – statt einer Verfolgung der Täter den Bürgern, die sowieso nicht hinschauen, lieber die Augen zuhalten will. Das schützt die Täter und beleidigt die Opfer.

 

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Im Zuge der Diskussion über Internet-Sperren für kinderpornografische Webseiten wird immer wieder gerne suggeriert, es gäbe massenweise Webseiten mit offen zugänglicher Kinderpornographie, die nur noch gesperrt werden müssten und dann wird alles gut. D... Mehr

3 Kommentare

Das einzige was man tun kann, ist das Internet für den normalen Bürger komplett abzuschalten. Diverse Politiker stellen sich das wohl so vor, dass das Internet eben das ist, was im Internet Explorer (also dem Bowser) abläuft. Mit dieser Vorstellung sind sie nicht die einzigen und so schlimm wäre das ja auch nicht, wären sie nicht eben Politiker.

Wenn ich mich aber z.B. mit SSH auf einem Rechner im Ausland einlogge und dort mittels Programm X in einem anderen Ausland mir viel Y besorge, dann kann mich davon kein Filter abhalten. Also SSH verbieten? Ein paar Millionen Server-Admins heulen und die Hosting-Provider Deutschlands saufen ab, weil die Fernwartung nicht mehr tut. Und was mache ich? Ich lasse meinen SSH-Server eben auf einem anderen Port laufen und mache weiter. Also müsste man vielleicht Router bauen, die den Inhalt von Verbindungen zumindest auf den Verbindungstyp hin untersuchen. Da man ja kein Geld hat, verpflichtet man dazu wie bei der sinnlosen E-Mail-Überwachung die Zugangs-Provider, die dann ggf. absaufen.

Und dann wähle ich mich per Modem bei einem Ausländischen Internet-Provider ein...

Filtern ist also unwirksam. Das einzige was es bewirkt ist, dass technisch unwissendere Bürger besser kontrolliert werden können und ggf. technisch wissendere Bürger per se als Pädophile verhaftet werden müssen.

Arno Nym: Hier kommt noch hinzu, dass der von Schünemann geforderte Filter ja auf dem Client laufen soll, also auf dem Computer der Bürger. Diesen Filter nicht trivial umgehbar zu machen würde bedeuten, dass der Staat den Bürgern vorschreiben müsste, welche Betriebssysteme sie nutzen dürfen, da nicht für alle ein solcher Filter bereit stehen würde. Und es würde dennoch niemanden abhalten, den Filter einfach abzuschalten. Es ist also reine Augenwischerei.

Was noch dazukommt, und bisher kaum in der Diskussion zu hören ist - Client-seitige Filter sind absolut Contraproduktiv!

Ich als fiktiver Pädophile würde mich über so eine Software freuen.

Man geht Online, die Zensur-Software meldet mit einem entspannenden gelben Bubble in der Taskleiste, dass die Filter aktualisiert wurden, und man holt schonmal die Packung mit den Tempos.

Dann öffnet man C:\Programme\Zensursoftware\Schünemanns-Windei\paedoseiten.xml, extrahiert die Links und hat den Index Librorum Prohibitorum direkt als Wichsvorlage parat. Den zweiten Computer (ohne Windei) anschalten, und ab gehts.

Natürlich könnte man die Filter verschlüsselt ablegen usw., aber wir wissen, dass dies nichts bringen wird. Spätestens zur Laufzeit müssen die Filter im Speicher liegen.

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Alvar Freude vom 18.12.08 23:58.

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